17.06.2015

„Machen Sie’s mit Emotion“

Initiative "Bürgerpost" steht kurz vor der Gründung eines Vereins – 70 Bürger tragen sich in Liste ein

Laupheim sz Stilecht mit einem Posthornsignal hat der elfjährige Aaron von einem Fenster im oberen Stockwerk des "Hotel Post" aus die Infoveranstaltung der Initiativgruppe "Bürgerpost" am Samstag eröffnet. Im Biergarten haben Professor Frank Hevert, Sprecher der Initiative, und seine Mitstreiter mit Unterstützung der Stadt kräftig für das Vorhaben geworben, das Gebäude zu sanieren und mit Leben zu füllen.

Nun steht man kurz vor der Gründung eines Vereins, der die Kräfte bündeln soll, als juristische Person auftritt, Spendenquittungen ausstellt und ein Nutzungskonzept ausarbeitet. Gegen eine kleine Spende konnte man sich in eine Liste zur Vereinsgründung eintragen lassen und erhielt einen Button mit der Aufschrift "Bürgerpost Laupheim – ich mach mit". Gut 70 Interessierte haben das getan.

Wie ein solches genossenschaftliches Bürgerprojekt in Leutkirch funktioniert hat, erklärte Christian Skrodski vom Vorstand der Bürgerbahnhof Leutkirch eG. Er sei ein ähnlicher "Spinner" im positiven Sinn wie Frank Hevert gewesen, sagte er, und die Situation in Leutkirch vergleichbar: Die Stadt war ins Sanierungsprogramm des Landes aufgenommen, das Gebäude allerdings in noch desolaterem Zustand als die Laupheimer "Post". Eine Million Euro als Eigenkapital wollten die "jungen Wilden" einsammeln. "Keiner konnte sich vorstellen, den Schwaben diese Summe zu entlocken", erinnert sich Skrodzki. Doch sie schafften es, schrieben die Arbeiten öffentlich aus und vergaben sie an örtliche Handwerker. "Die hatten so die Möglichkeit, zu zeigen, was sie können." Ganz entscheidend sei jedoch die Wiederbelebung gewesen: Gastronomie mit Wirtshausbrauerei und Biergarten, ein Warteraum für Bahnreisende im Erdgeschoss, Kreativbüros im Obergeschoss und ein Vortragssaal unterm Dach. Heute erwirtschaftet die Leutkircher Genossenschaft über 125 000 Euro im Jahr, 100 000 waren kalkuliert. Doch reich würden die Genossen damit nicht: "Reich werden Sie in dem Sinn, dass sie etwas für Ihre Heimat machen."

Den Initiatoren in Laupheim riet Skrodski: "Machen Sie's mit Emotion und lassen Sie alle Eitelkeiten weg." In Leutkirch habe vor allem die Generation der über 50-Jährigen das Projekt getragen. "Ich bin überzeugt, es funktioniert auch in Laupheim."

Offen für Ideen
Was das Nutzungskonzept angeht, konnte Hevert noch nichts Konkretes sagen. Für Ideen aus der Bürgerschaft sei man immer offen. Prominente Motivatoren hatte er sich mit Bürgermeister Rainer Kapellen und den Bundestagsabgeordneten Martin Gerster und Josef Rief ins Boot geholt. Kapellen versprach die Unterstützung der Stadt, Rief und Gerster wollen sich dafür einsetzen, an Fördertöpfe von Bund und Land zu kommen. Das Projekt könne ein "Denkmal des bürgerlichen Gemeinsinns" werden, forderte Gerster die Laupheimer auf.

"Genug geredet, packen wir's an", gab der ehemalige Abgeordnete Franz Romer das eher symbolische Kommando, worauf seine Vorredner alten Kruscht in einen eigens bereitgestellten Container warfen.

Quelle: Schwäbische Zeitung


Zurück 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | » | « | |